Sonntag, 31. Dezember 2017

Der Jahresrückblick 2017

Das Jahr 2017 war für unsere Ratten-Nothilfe ein wirklich aufregendes und auch erfolgreiches Jahr und heute an Silvester wird es wieder Zeit für einen kleinen Rückblick.
 

2017 haben wir 85 Tiere in unseren Pflegestellen aufgenommen, medizinisch versorgt und in neue schöne Zuhause vermitteln können.

Von den 85 Ratten waren 50 Nasen (ca. 60 %) männlich. Zwischenzeitlich haben wir überlegt, ob wir uns nicht in Rattenböckchen-Nothilfe umbenennen sollten^^. Bei 8 Jungs entschieden wir uns für eine Kastration, da sie aufgrund ihrer vorherigen Haltung und durch hormonelle Probleme entsozialisiert waren. Immerhin 42 konnten wir aber als Vollböcke vermitteln - das freut uns sehr :)

Leider haben wir auch drei Todesfälle zu verzeichnen...

Tabelle: Vermittlungsstatistik Ratten-Nothilfe Leipzig 2017


Uns interessiert natürlich auch, wohin wir unsere Nasen vermittelt haben. Dabei unterscheiden wir nach "Verbleib in Pflegestellen" und nach "Neu-" und "Stammkunden". (Wir sehen uns nicht als Verkäufer und unsere Aufnehmer auch nicht als Kunden, aber die ursprünglich etwas flapsige Bezeichnung ist in den Aufzeichnungen mangels griffiger Alternativen einfach geblieben...). Stammkunden sind dabei Halter, die bereits einmal Tiere von uns aufgenommen haben.
Nahezu die Hälfte unserer Vermittlungstiere ging demnach an Stammkunden. Die Beziehung zu unseren Adoptanten ist uns immer sehr wichtig und wir freuen uns sehr, wenn erneut Tiere aus unserer Nothilfe aufgenommen werden. Natürlich freuen wir uns auch sehr über jedes neue Gesicht und ca. 32 % unserer Schützlingen gingen an für uns 9 neue Aufnehmer.
Schließlich gingen oder blieben 15 Tiere an oder bei Pflegestellen - wir müssen ja schließlich auch irgendwie für unseren Rudelnachschub sorgen, und wenn man so an der Quelle sitzt...^^

Soviel zu den nackten Zahlen. Dahinter stecken natürlich mind. 85 Schicksale und mehr.
Hier kommen nun mit vielen Bildern die Ups und Downs unseres Jahres 2017.

-------

Mit hohem Ekelfaktor suchten wir im März in einem Mietnomaden-Messi-Haushalt nach einem Rattenjungen, auf den die Entrümpelungsfirma aufmerksam wurde. Ende gut, alles gut - begrüßt Biederman, der nun bei Chemnitz lebt.
Auf der Suche nach einem Rattenjungen in einer von Mietnomaden verlassenen Wohnung.

Da ist er, der süße Schatz - Biederman, nun als B. bekannt und geliebt :)


Im Juni fand eine Rattenhalterin vor ihrer Haustüre zwei ausgesetzten Würmchen, wovon eines sehr schwer verletzt war und nicht lang überlebte. Der verbliebene Rattenjunge Romeo entwickelte sich prächtig!
Die zwei kleinen Würmchen wurden vor der Tür einer Rattenhalterin abgelegt.

Eines war schwer verletzt und verstarb wenig später.

Der verbliebene Romeo wurde gepäppelt....

....und hat sich prächtig entwickelt.


Der Rattenfänger-Fail ist sicher unsere größte Niederlage in diesem Jahr. Es gelang uns mit mehreren Vor-Ort-Einsätzen nicht, den kleinen Rattenjungen im Sommer in Sicherheit zu bringen. Ein Schicksal, welches in unserer Statistik nicht auftaucht....



In Borsdorf ist eine Rattenhaltung ausgeufert. Wir konnten viele Tiere im Mai sichern und halten bis heute engen Kontakt mit dem Veterinäramt. Diesem und dem zuständigen Betreuer gelingt jedoch keine Beendigung der Tierhaltung...
2 Muttertiere und 20 Jungtiere


Der Horrorfall der Müchelner Vermehrerauflösung mit 14 Tieren wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Ein Mädchen mussten wir einschläfern lassen, ansonsten gab es Würmer, Schiefköpfchen, Tumore, Atemwegserkrankungen, Ekzeme... 
Die gezeigten Lebensumstände erforderten schnelles Handeln.
14 Tiere bei der Erstuntersuchung
Die Mädelsgruppe, nur noch zu viert, aber nun wieder fit, lebt nun in Chemnitz.



Am Kulkwitzer See wurde im Oktober ein Rattenmädchen ausgesetzt.Dieses Jahr war irgendwie das Jahr der weggeworfenen Tiere.... :(
Der Karton, in dem die kleine Maus ausgesetzt wurde.

Sie konnte schnell zu Monique in die Pflegestelle gebracht werden.



Im November kam schließlich Fayola zu uns, die in Brandis ausgesetzt wurde. Sie war schwer krank und anfänglich hatten wir wenig Hoffnung. Eine Kieferverletzung und eine schwere Zahnfehlstellung machten ihr sehr zu schaffen, aber nun ist alles verheilt. Sie und ihre unfassbare Geschichte ist sicher auch der Star in unserer Facebook-Gruppe, in der alle mitgefiebert haben. Fayola ist wieder gesund und derzeit unsere einzige Pflegenase und wird in unserer neuen Bestandszählung die Nummer 1 für 2018 sein.
Ein Foto der Finderin in der Innenstadt von Brandis.
Ein Abszess hat sich geöffnet.
Der Vorher-Nachher-Vergleich - Fayola bei ihrer Aufnahme und vor einigen Tagen (Beide Bilder aus Videos).
------

Neben der konkreten Rattenhilfe und -pflege waren wir auch sonst gewohnt aktiv. So hatten wir zwei tolle Infostände bei Tierheimfesten in Halle und Leipzig. Unsere monatlichen Stammtische erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit. Und selbstverständlich waren wir auch wieder bei Rattenhaltern vor Ort, haben zu Integrationen und Zähmungen beraten. Darüber hinaus haben wir Privathaltern sowie bei einem Großnotfall im Städtischen Tierheim in Halle Vermittlungshilfe gegeben.



Es war ein wirklich aufregendes Jahr und wir möchten ganz ganz herzlich unseren Pflegestellen, Päpplern, Fahrern und spontanen-Helfern-in-der-Not für ihren liebevollen Einsatz danken!

Großer Dank geht auch an unsere Adoptanten, Geldspender und Futterspender -  ihr habt uns bei der Pflege und Vermittlung unserer Schützlinge großartig unterstützt! 

Wir freuen uns auf 2018!








Sonntag, 10. Dezember 2017

Neues von Fayola

Unsere in Brandis ausgesetzte Fayola wird immer noch intensiv versorgt. Ihr Kiefer ist insgesamt ziemlich krumm und schief. Das führt nicht nur zu einer dauerhaften Zahnfehlstellung, die immer wieder korrigiert werden muss, nun plagt sie auch noch ein Abszess. Wir lassen mal die Fotos sprechen...

Die scheue und ängstliche Fayola muss mit Gas narkotisiert werden, damit man ihren Mundraum gründlich untersuchen kann.

Aufgrund des schiefen Kiefers wachsen die Schneidezähne aneinander vorbei und können sich nicht mehr gegenseitig abnutzen. Sie wachsen lang und ungleichmäßig.

Fayola werden die Schneidezähne gekürzt.

Nun hat Fayola noch einen Abszess bekommen, der sich nach außen geöffnet hat.

Hier sieht man ganz gut, dass der ganze Kieferbereich irgendwie schief ist.

Der Abszess wird gespült - hier mal ohne Gasnarkose.

In ihrer Quarantänebox fühlt sich Fayola mittlerweile recht geborgen und wohl.

Fayola nimmt beständig zu.


Sonntag, 3. Dezember 2017

Ausgesetzt oder verloren - wie erkennen wir eigentlich den Unterschied?


Ausgesetzt oder fortgelaufen - wie erkennen wir den Unterschied?

Ich habe den letzten Blogbeitrag auf unserer FB-Seite verlinkt. Dort meldete sich eine Leserin und fragte, ob Fayola nicht etwa auch verloren worden sein könnte. Es gäbe ja leider noch viele, die ihre Ratten rausnehmen würden und da könne sowas ja passieren.

Das stimmt leider und ich nehme die Frage mal als (willkommen) Anlass, etwas ausführlicher zu erläutern, wie wir bei unseren "Draußen-Ratten" feststellen können, ob sie weggeworfen oder verloren wurden. Die Hinweise sind dabei unterschiedlich stark, meist ist es auch ein Indizienbündel.

Anzahl
"Schulterratten" werden i.d.R. einzeln nach draußen genommen*. Beim Auffinden mehrerer Tiere geht man deshalb nicht von einem "verlieren" aus. Mehrere Tiere werden auch oft in oder in der Nähe eines Behältnisses gefunden (Karton, Käfig, Transportbox). Man müsste schon eine arg wilde Geschichte konstruieren, bis man zu dem Ergebnis kommen würde: da hat jemand seinen Käfig mit mehreren Tieren verloren.

Alter und Gesundheitszustand
Das Alter per se ist kein gutes Indiz dafür, ob eine Ratte nun ausgesetzt wurde oder verloren ging. Tendenziell kann man aber wohl sagen, dass eher jüngere und mittelalte Tiere fortlaufen, und eher mittelalte bis alte Tiere ausgesetzt werden. Eine Ausnahme sind trächtige Tiere oder ganze Würfe, deren Anzahl den Haltern über den Kopf gewachsen ist, und diese dann schlichtweg ausgesetzt werden. Ansonsten kommen mit dem Alter die Krankheiten und es gibt hier viele Zeitgenossen, die sich der Verantwortung nicht stellen wollen oder können, und Ratten mit enormen Geschwüren oder sonstigen ernsthaften Erkrankungen draußen "entsorgen".

Verhalten
Schulterratten verraten sich meist durch ihr Verhalten. Sie sind sehr zahm und sehr gut händelbar. Tatsächlich zeigen einige auch auffällige Präferenzen, in die Bauchtaschen oder Kapuzen von Kapuzenpullis zu kriechen, oder am Halsbereich auf der Schulter sitzen zu wollen. Bei einer sehr zahmen Einzelratte ohne ernsthafte Erkrankungen gehen wir also meist von einer Schulterratte aus.

Fayola dagegen ist nicht nur sehr krank, sondern auch extrem scheu. Sie ist das Händling durch den Menschen absolut nicht gewöhnt, so dass ein Schulterratten-Leben und fortlaufen bei ihr ausgeschlossen ist.

Für die Ratten ist es unerheblich, ob sie weggeworfen wurden oder fortgelaufen sind - ihnen droht in jedem Fall ein qualvoller Tod, da sie an das Leben draußen nicht angepasst sind. (In welchen fürchterlichen Zuständen wir Farbratten schon vorgefunden haben, oder welche unsinnigen Behausungen sie sich wählen, füllt einen eigenen Blogartikel).
Farbratten sind draußen nicht überlebensfähig. Das Aussetzen von Heimtieren ist eine Straftat, die zur Anzeige gebracht werden muss, sollte man davon erfahren.


* Hier sieht man gut, dass die Besitzer vom Rudeltier Ratte und ihrer Territorialität keine Ahnung haben. Häufig hält sich unter ihnen auch noch das Gerücht, ein Mensch könnte das Rattenrudel ersetzen, weshalb viele solcher Tiere tatsächlich auch völlig allein leben müssen.