Freitag, 28. Oktober 2016

Notfall Tierheim Halle: 50 Ratten aus Wohnungsräumung

Durch einen zufälligen Kontakt mit dem Tierschutz Halle e.V. wurden wir auf einen Notfall im städtischen Tierheim in Halle aufmerksam gemacht. Bei einer Wohnungsräumung hat das Vet-Amt ca. 27 Ratten beschlagnahmt und in das Tierheim gebracht. Die Tiere liefen frei in der Wohnung herum, so dass im Tierheim Anfang Oktober der erste Wurf mit 15 Welpen zur Welt kam, und drei Wochen später nocheinmal ein Wurf mit 7 Jungtieren.

Die Tiere waren mit der Einlieferung noch nicht zur Vermittlung frei gegeben. Hier müssen erste die vorgeschriebenen Fristen abgewartet werden, innerhalb derer der bis dahin rechtliche Eigentümer der Tiere noch intervenieren kann.

Da wir am 24. Oktober bereits einen Termin in Halle hatten, haben wir sofort einen weiteren mit dem Tierheim gemacht, um eine erste Bestandsaufnahme zu machen und die Tiere auf die Homepage und in die sozialen Netzwerke zu bringen. Die haben das Angebot dankbar angenommen - ihre Kapazitäten sind leider extrem limitiert, so dass sie auf eine schnelle Weiterverteilung der Tiere in Pflegestellen angewiesen sind.



Die Tiere waren in 6 Käfigen untergebracht, davon waren 2 Jungsgruppen, 2 Mädchengruppen und die 2 Wurfgruppen:

Käfig A: Männchen:
1 x Agouti Hooded
3 x Black Hooded
4 x Black Berkshire

Käfig B: Männchen:
2 x Agouti Hooded
2 x Black Hooded
1 x Black Berkshire

Käfig C: Weibchen:
4 x Black Hooded
2 x Black Berkshire

Käfig D: Weibchen:
3 x Agouti Berkshire
1 x Albino
2 x Black Berkshire

Käfig E: Wurfgruppe:
1 Mamma und 15 Welpen

Käfig F: Wurfgruppe:
1 Mamma und 7 Welpen


verängstigte Jungs

Die Nasen waren sehr scheu und verschüchtert. Wir haben aufgrund der Käfigsituation (schwierig erreichbare festmontierte Hütten an Seitenwänden), darauf verzichtet, die Tiere durch Hetzjagden weiter zu stressen. Aus dem Grund ist die Anzahl ohne Gewähr, dürfte aber maximal um ein oder zwei abweichen.

Da die Tiere frei in der Wohnung lebten, kommt es vor allem bei den Böcken nun zu Konflikten. Käfig B ist so ein "Problemkäfig".

Käfig B: Böckchen mit Verletzung am Ohr

Es ist bei solchen Herkünften - freie Wohnungshaltung und anschließender Verwahrung in Käfigen - häufig der Fall, dass mitunter sehr heftige Konflikte zwischen Tieren auftreten, die sich in der Wohnung aus dem Weg gehen konnten. Das trifft hauptsächlich auf die territorialeren Jungs zu.
In Pflege- oder Endstellen mit mehr Raum* und Ruhe, eskaliert es meist noch stärker, so dass die Tiere schlussendlich einzeln gesetzt werden müssen. Am Ende steht häufig eine Kastration.

Nun war guter Rat teurer:
Das TH hat keine Kapazitäten mehr (sie haben sehr selten Kleintiere und noch seltener Ratten. Einige Käfige sind zwar groß, haben aber keinerlei Volletagen), muss aber schleunigst die Bockgruppe in Käfig B trennen, und die erste Trennung des ersten Wurfes steht auch in Kürze an.
Was die Hilfsbedürftigkeit betrifft, stehen die Böcke an erster, die Würfe an zweiter und die Mädchen an dritter Stelle. Bei den Würfen könnte man meinen, dass die niedlichen Dinger ja schnell vermittelt werden. Dem ist leider nicht so. Vor allem die Jungs haben immer wieder Probleme, zügig ein Zuhause zu finden. Da ein TH natürlich nicht die Zeit hat, sich täglich ausgiebig mit den Jungtieren zu beschäftigen, besteht das enorme Risiko, erwachsene männliche scheue Tiere vermitteln zu müssen. Hier entstehen also zukünftig erhebliche Vermittlungsnachteile, die man durch Aufnahme in Pflegestellen minimieren kann.

Die Entnahme von Böcken aus Problemkäfig B, bei denen eine Vereinzelung wahrscheinlich ist, würde unsere vier maximalen Pflegestellenplätze ausschöpfen, aber dem Tierheim keinerlei Platz für weitere Trennungen geben, den sie ggf. für die Jungs, aber auch dringend für die Würfe benötigen.

Wir haben uns gemeinsam mit den Mitarbeitern des Tierheimes entschieden, die zwei Wurfgruppen mit nach Leipzig zu nehmen. Die (immerhin) zwei frei werdenden Käfige sollten dann für eine erste notdürftige Trennung der Jungs genutzt werden. Damit haben wir zunächst den Jungs etwas Erleichterung verschafft und dem TH zukünftige Platz- und Vermittlungshemmnisse mit den Jungtieren genommen.

Die Rattenhilfe Thüringen wurde durch unsere Berichte auf Facebook auf den Notfall aufmerksam. Wir freuen uns riesig, dass sie für dieses Wochenende planen, alle(!) Mädchen aufzunehmen und ggf. noch einige Jungs zur Kastration mitzunehmen.

Die Vermittlungsbeiträge und die dortigen Kontaktdaten werden dann entsprechend aktualisiert.

Alle noch im Tierheim verbliebenen Tiere freuen sich über einen Besuch und ein "Sofort-für-immer-Zuhause" :)
Wir selbst werden bezüglich der Jungs dran bleiben!

Alle Tiere findet ihr in unserem Vermittlungsbereich



*Ratten können hervorragend in sehr großen Käfigen und sehr großen Ausläufen gehalten werden. Erleben sie aber in ihrere Sozialisationsphase Stress und Not (wie hier in sog. "Messi-Haushalten", oder duch schlechte Einzelhaltung oder durch schlechte Kleinstkäfighaltung), stellen sich Probleme ein. Sie müssen dann mit viel Liebe und Geduld an die artgerechte Umgebung herangeführt werden.
Dieser Hinweis ist notwendig, weil einige Halter meinen, bei Ratten bedeutet viel Raum ein Problem. Das ist falsch! Schlechte Haltung ist ein Problem und die Ursache aller nachfolgenden.

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